künstlerin, ingolstadt, ueberschär
Aufgewachsen zusammen mit drei Ge-schwistern auf einem Bauernhof in einem fränkisch-protestantischen Umfeld, kann-te ich früh schon das Leben und Sterben von Mensch und Tier, das Leben mit den Jahreszeiten und überhaupt mit der Natur erfahren.
Wahrscheinlich bin ich schon in meiner Kindheit durch diese unglaubliche Fülle an natürlichen und künstlichen Materalien geprägt worden, die es in diesem Umfeld gab. Ich erinnere mich an Berge von süß duftenden, getrockneten Zuckerrübenschnitzeln, in denen wir gespielt haben. Und ich sehe Räume vor mir, in denen Unmengen von Getreide- und Kartoffelsäcken hingen, zwischen denen wir uns versteckten.
Das Wirtschaftswachstum nach dem 2. Weltkrieg hat Wünsche nach schönen Dingen in uns geweckt, eine wahre Offenbarung waren damals die Versandhauskataloge von Quelle oder Neckermann.
An den Wänden in unserem Elternhaus hingen Drucke von Caspar David Friedrich, „Ein Kreuz im Gebirge" oder „Der schmale und der breite Weg" von Charlotte Reihlen sowie Ludwig-Richter-Zeichnungen.Auch die Geschichten in der Bibel mit ihren eindrucksvollen Illustrationen faszinierten uns. Als junge Frau begann ich über die Ursachen des 2. Weltkriegs und der Nazizeit nachzufragen: Wo warst du Vater, wo warst du
Mutter? Was habt ihr gesehen und erlebt in dieser Zeit?
Meistens bekam ich keine befriedigende Antwort. Das hatte zur Folge, dass ich mich intensiv mit diesen Fragen beschäftigte. Ich recherchierte, las viel und begann zu begreifen, dass diese Zeit eine der dunkelsten in unserer Geschichte war. Unter vielen anderen Statements schien mir die von Margarete und Alexander Mitscherlich verfasste These „Die Unfähigkeit zu trauern" bezeichnend für eine ganze Generation zu sein.
Die Musik der Beatles, der Rolling Stones, die Protestsongs von Joan Baez machten uns Mut zu einem neuen Denken und brachten neue Perspektiven in unser Leben. Wir waren der Meinung, es besser machen zu können als unsere Elterngeneration. Das ging so weit, dass wir mit dem Vorgehen der RAF sympathisierten, bis wir merkten, dass die Spirale der Gewalt dabei neu entfacht wird.
Wir waren unterwegs zu Demonstrationen, waren in Wackersdorf und anderswo, um unsere Meinung kund zu tun. Die Familie mit den drei Kindern nahm mich für Jahre voll in Anspruch.
Mit etwa 30Jahren begann mein Leben mit der Kunst in der Ahnung: ,,Da muss noch etwas sein, das es wert ist, sich damit zu befassen". Neugierig und wissbegierig nahm ich alles wahr, was mich auf diesem Gebiet weiterbrachte. Ich war auch damals schon überzeugt, dass es sich lohnt, hinter den Vorhang zu schauen. Eine unbändige Lust am Gestalten und Formulieren begann. Ich erlernte Techniken und experimentierte mit Materialien, meine Lehrer waren Prof. Fridhelm Klein von der Kunstakademie Mün-chen, sowie Prof. Stephan von Huene und Prof. Giselbert Hake von der Internationalen Sommerakademie in Salzburg.
Im laufe der Jahre fand ich weitere Menschen, die mich in meinem Tun bestärkten und mich inspirierten. Was ich mit meiner Kunst auslösen oder erreichen kann, weiß ich nicht. Zunächst ist sie einfach da.
Gernot, mein Ehemann und Lebenspartner, hat, so denke ich, gespürt, dass die Kunst für mich lebenswichtig geworden ist. Er unterstützt mich bis heute vor allem bei der technischen Realisierung meiner Arbeiten. Ohne ihn hätte ich diesen Weg bis hierher nicht gehen können. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.
Babette Ueberschär
1947 Geburt in Gülchsheim
1979 Beginn regelmäßigen Tagebuchschreibens;
erste Versuche Erlebtes bildnerisch zu gestalten
1980 + 1981 Mal- und Zeichenkurse bei dem
Kunstpädagogen Guido Martini
1982 + 1984 Studium an der Internationalen Sommer-
akademie für Bildende Kunst in Salzburg bei
Professor Giselbert Hoke und Professor
Stephan von Huene
seit 1989 Wohnung und Atelier in Ingolstadt
1993 Kunstpreis der Sparkasse Ingolstadt, 1. Preis
1997 „Atelierbesuche," ein Filmprojekt im Bayerischen Fernsehen
2001 Sonderpreis der Marie luise-Fleißcr-Gesellschaft
2002 Kunstpreis der Stadt Augsburg 2006 Kunstpreis
Kunstverein Ottobrunn
2015 Publikumspreis, Ortung IX, Schwabach
seit 2005 Lehrauftrag Universität Eichstätt (Objektkunst Papier/Textil)
Bilder und Worte
In meinen Buchprojekten genügen mir weder Bild noch Sprache allein - beides bedingt einander.
Die Essenz meiner Bildfindungen und Gedanken ist bereits ab 1979 in Skizzenbüchern zu finden. Es geht darin um die Definition meiner Arbeit, um die Sichtbarmachung einer bildnerischen und einer sprachlichen Aussage.
Wie entsteht überhaupt Kunst und was ist das, was ich da tue? Aktuell brisante Themen aus dem privaten oder auch dem öffentlich-politischen Geschehen kommen dabei zum Tragen, z.B. Alltags-Erlebnisse und Beobachtungen wie Einsamkeit, Kind-heit, Alter, Tod, Liebe, Freude, Schmerz, Krieg, Hunger, Macht, Schmerz u.s.w„ Manchmal kommt es mir vor, als würde ich damit mein Leben und unsere Zeit ,,abarbeiten".
Mit Beginn meines Buchprojekts „lifeline" 1999 war das Bedürfnis entstanden, mein Tun stärker zu systematisieren.
Der Titel ,,lifeline" bedeutet im Englischen „Rettungsleine". Dies schien mir passend für ein Buchprojekt, in dem es mir darum geht, bestimmten Dingen Priorität einzuräumen.
Wesentlich ist dabei auch der Faktor Zeit, d.h. die Regelmäßigkeit und Kontinuität meines Tuns. Es entstehen Bilder und in den meisten Fällen auch ein Text.Die Bilder sind als Malerei, Zeichnung, Collage und Mischtechnik angelegt. Sie sind teils ausgearbeitet, teils bleiben sie skizzenhaft.
Auslöser ist oft die Beobachtung alltäglicher Dinge. Das kann z.B. die Freude über einen schönen Sommertag oder das Lachen eines Menschen sein. Alles kommt für eine Bearbeitung in Frage. Als Josef Ratzinger zum Papst gewählt wurde, habe ich viel Mühe aufgewendet und in die Zeichnung hinein gestickt!
Oft experimentiere ich dabei mit neuen Materalien, die ich spannend finde, und aus
diesen Ideen entstehen später oft Objekte oder Installationen.
Buchobjekte
Auch meine Liebe zur Literatur hat im laufe der Jahre immer wieder zu Buchprojekten geführt:
,,Stundenbuch 1-3", 1997/98, 3 Predigt-Bände,
bearbeitet mit Zeichnung und Bildschnitt.
,,Meine Fleißer-Bibliothek, Buch 1-4", 2001, bearbeitet mit Mischtechnik
und Text zu Marieluise Fleißers Leben und
Werk „Die Tagebücher" zu Max Frisch, 2002, 1 Buch bearbeitet
mit Mischtechnik und Text
„Das Buch der Unruhe" nach Fernando Pessoa, 2007, 1 Buch bearbeitet
mit Mischtechnik, Stickerei und Text:
(genaue Adresse auf berechtigte Anfrage jederzeit erhältlich)
kontakt@babette-ueberschaer.de
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